Old 07-14-2019, 03:41 AM   #1
SanguineaProject
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Default VST-Program Changes in Spur

Hallo,

ich werde gerade bekloppt(er)… :-)

seit einigen Stunden versuche ich, Program Changes innerhalb einer Spur auf die Reihe zu bekommen - und scheitere trotz Handbuchstudium, durchsuchen dieses Forums, Googelns … grandios.

Szenario:
Um nicht zu viele Instanzen eines VSTis zu laden, möchte ich eine Spur mit einer Instanz einspielen und dann zwischendurch die Patches wechseln.

Allein bei der Aufnahme klappt es nicht; Reaper spricht nur das erste Patch der Spur an. Es sieht so aus, als würden Program Changes bei der Aufnahme nicht erkannt?
Ich habe mit ReaControl gebastelt, aber der scheint Befehle nach Lust und Laune zu senden. (Idee dafür war das Video: https://www.youtube.com/watch?v=Gg7IZIJzd3I)

Irgendeine Idee???
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Gruß,
SP

Last edited by SanguineaProject; 07-14-2019 at 04:00 AM.
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Old 07-14-2019, 07:57 AM   #2
solger
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Allein bei der Aufnahme klappt es nicht; Reaper spricht nur das erste Patch der Spur an. Es sieht so aus, als würden Program Changes bei der Aufnahme nicht erkannt?
Hallo,

funktioniert es ohne aktiver Aufnahme? Oder funktioniert es generell nicht?
Und hast du es auch schon mit anderen VSTis probiert, um auzuschließen, ob es eventuell am VSTi selbst liegen könnte?

Bzw. welches VSTi ist das in diesem Fall?
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ReaLauncher
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Old 07-14-2019, 09:27 AM   #3
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Danke Solger, muss ich mal testen; kann aber einige Tage dauern.
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Gruß,
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Old 07-14-2019, 12:15 PM   #4
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ich taste mich mal langsam ran:

Track im Aufnahmemodus, Wechsel des Presets bei der Aufnahme: kein Effekt.
Das Ganze ohne ReaControlMidi.

Erste Nachfrage: soweit ich es übersehe, geht es ohne ReaControlMidi nicht. Oder muss ich in Reaper noch etwas einstellen? Außer ModWheel und PitchBend wird bei keinem Plugin was aufgezeichnet?
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Gruß,
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Old 07-15-2019, 06:57 AM   #5
Jolu
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Hallo SanguineaProject,

Also bei mir funktioniert das ohne Probleme! Stell doch mal statt den Bank/Program-Controller, den Program-Controller ein. Dann spielst Du Deinen Part ein und fügst per Hand die Programmwechsel ein. Wenn Dein VST-Instrument auf dem Track eingefügt ist, und seine Preset-Liste selektiert und geöffnet ist, lassen sich per Up/Down-Tasten die Presets bei Aufnahme und Wiedergabe wechseln.

Allerdings genügt beim Bank/Program-Controller ein "Senden" nicht. Es muss mit Ok bestätigt sein um den Wechsel zu übernehmen – so jedenfalls bei mir. Zu beachten ist auch, dass man in den Presetlisten immer eine Nummer weniger einstellt um exakt das Zielpreset zu erreichen. Zum Beispiel: das Preset Nr.10 wird mit der Nummer 9 aufgerufen.

Bei komplexen Soundverläufen ist für die Position des CC-Controllers ein bestimmter Vorlauf zu beachten, da die Presets eine bestimmte Umschaltzeit benötigen, in der Regel ca. 100 ms oder 1/16 Takt. Außerdem muss an der Stelle, an der der CC-Controller eingefügt werden soll die MIDI-Note gesplittet und selektiert sein um neu getriggert werden zu können.

Das ganze ist ein bisschen eine fummelige Angelegenheit, aber Du weißt ja, mit Geduld und Spucke...
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Old 07-15-2019, 09:30 AM   #6
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jetzt habe ich etwas, das ich überhaupt nicht mehr verstehe:
Laut Log von ReaControlMidi werden Bewegungen am Poti meines Midi-Keyboards korrekt (z.B."Filter auf") erkannt, dasselbe mit der Maus am GUI des Synths: Fehlanzeige.
Beim Aufnehmen funktioniert es ohne ReaControlMidi oder andere Einstellungen, wenn ich den Poti am Keyboard nutze. Irgendeine Idee, was noch falsch sein könnte?

@Solger: danke, es funktioniert bei mehreren Synths nicht; ich habe sowohl solche mit eigenem Patchmanagement, als auch solche ohne eigenes Patchmanagement getestet. Aktuell ist es B.I.T. von Rob Papen.

@Jolu: danke, muss ich mal in Ruhe nachbasteln.
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Old 07-20-2019, 09:22 AM   #7
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Hallo,

ich habs nach etlichem Geschraube mit Geduld und Spucke hinbekommen.

Scheinbar gibt es ein grundsätzliches Problem bei Synths mit eigener Patchverwaltung, also bei denjenigen, bei denen das Patch nicht im geöffneten UI-Fenster ausgewählt werden kann (wenn ich mich recht erinnere, war das bei CB auch nicht besser).

Ich habe mir jetzt so geholfen, dass ich ReaControlMidi VOR den Synth lade, die Automation scharfschalte, aufnehme, und dann hinterher die Automationskurve bearbeite.

Nicht schön, und wirklich ziemliche Gefriemel, aber letztlich nicht kriegsentscheidend; ich kann damit leben.

Herzlichen Dank mal wieder an Euch! :-)
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Gruß,
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Old 07-20-2019, 03:50 PM   #8
Jolu
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Originally Posted by SanguineaProject View Post
Nicht schön, und wirklich ziemliche Gefriemel, aber letztlich nicht kriegsentscheidend; ich kann damit leben.
Hauptsache es genügt Deinen künstlerischen Ansprüchen.

Wir alle wissen ja, dass in REAPER viele Wege zum Ziel führen. Du hast Rob Papen-Produkte erwähnt. Ich arbeite auch mit verschiedenen Rob Papen-Synthesizer und Plugins ( Blue2, SubBoomBass, RP-AMOD etc.). Alle verfügen über aufwendige Bank- und Preset-Managerlisten mit umfangreicher Funktionalität.

Wie Du weißt, entwickelt so jeder, je nach Aufgabenstellung, seine eigene Arbeitsmethode. Um schon wegen der CPU-Last aber auch der Übersicht wegen unnötig viele Synth-Instanzen einsetzen zu müssen, spiele ich manchmal auf einer Spur nur den musikalischen Part für das jeweils eingestellte Preset ein. Danach rendere ich das MIDI-Item mit der Action >Item: Track- bzw. Take-FX auf Items anwenden< in ein Audio- und MIDI-Take, setze den Cursor an das Ende der Aufnahme, stell ein anderes Preset ein und wiederhole den Vorgang bis alle Musik-Sequenzen eingespielt sind

Somit reihen sich nach und nach auf einer Spur alle mit verschiedenen Presets eingespielten Audio-Items hintereinander zu einer quasi "ProgramChange-Kette" aneinander, die man dann in der richtigen Reihenfolge hintereinander oder auch untereinander anordnen kann. Der Vorteil ist, dass man mehrere Synth-Instanzen desselben VST-Instruments vermeiden kann.

Ich weiß, das ist sicher nicht professionell, weil man bei einer Löschung der MIDI-Takes auf eine nachträgliche Veränderung der Einspielung bzw. der Synth-Parameter nicht mehr zurückgreifen kann, aber ich bin ja auch nur ein unbedeutender Amateur der für seine Videos die passende Musik produziert. Von daher bin ich mit einer nachträglichen Bearbeitung des Audio-Materials mit Effekten etc. in den meisten Fällen zufrieden.

Soviel zu einer etwas anderen ProgramChange-Option – sie ist zwar nicht "kriegsentscheidend", aber ein Hoffnungsträger für den digitalen Frieden im Projekt-Studio.

Gruß
Jolu
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Old 07-20-2019, 11:23 PM   #9
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Moin zusammen,

bei Reaper gewöhnt man sich schnell an "Jammern auf hohem Niveau". :-)

Ich bin nur froh, dass ich anscheinend nicht der einzige bin, der notfalls einzelne Schnipsel rendert und sie dann als Audiodatei ins Projekt einkleistert.
Ich habe damit angefangen, als Kombis aus mehreren CPU-hungrigen Synths meinen alten Rechner an seine Grenze brachten (immer wieder gern genommen: Blue II, Albino, zwei oder drei Moogs von Arturia, fette Fläche von HG Fortune).
Ich habe - offen gesagt - nie verstanden, warum das Rendern unprofessionell sein soll: für mich beinhaltet es auch einen gewissen Zwang zu Disziplin, eben weil mit dem Rendern der Schnipsel "endgültig fertig" sein muss. Man gewöhnt sich damit manche Schlamperei oder Laxheit ab.

Aber eben weil es bei Reaper oftmals mehrere Wege zum Ziel gibt (und man manchmal den Wald vor lauter Bäumen einfach nicht sieht), fragt man sich auch, ob es nicht einen direkteren Weg gäbe. Und ruckzuck hat man sich in der Reaper-Doku festgefressen und ärgert sich (letztlich nur über die eigene Unwissenheit).

Nebenbei habe ich beim Schraubeln noch festgestellt, dass einige Haken in der globalen Parametrierung nicht richtig sitzen und das noch angepasst. Diese positiven Nebeneffekte hatte ich hier aber schon desöfteren. :-)
Aus diesem Forum geht man digital befriedeter heraus, als man reingekommen ist - daher immer wieder ein dickes "Danke sehr" an unsere Experten!

öhhhm fällt mir noch ein für diejenigen, die mit Rob Papens Synths arbeiten: habt Ihr Euch Go2 und B.I.T. schonmal angesehen? Imho gibt es da ne Menge Synth für einen fairen Preis. Gerade bei neuen Produkten ist der Subskriptionspreis, den sie oft anbieten, immer wieder interessant.
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Gruß,
SP
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Old 07-22-2019, 04:23 PM   #10
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Ich bin nur froh, dass ich anscheinend nicht der einzige bin, der notfalls einzelne Schnipsel rendert und sie dann als Audiodatei ins Projekt einkleistert.
Das machen bestimmt mehr als Du denkst. Bei vielen Spuren verwende ich oft auch sogenannte Stems in REAPER. Unter Stems versteht man eine Gruppe von Audio- oder MIDI-Spuren, auch Gruppenspuren oder Subgruppen genannt. Falls Dir dieses starke REAPER-Feature nichts sagt: Man packt in einen Ordner alle Audio und MIDI-Tracks die man rendern will und wählt mit Rechtsklick auf den Ordner, Track-Rendern bzw. Einfrieren und dann Stem-Tracks (Stereo) rendern (Originale stummschalten). Als Ergebnis wird ein Stereo-Mixdown mit allen Effekten und Einstellungen über dem Ordner-Track erzeugt, wobei alle Tracks und Items im Ordner für nachträgliche Änderungen erhalten bleiben. Ist das nicht geil? Die "Einfrieren"-Option unterscheidet sich von der Stem-Option dadurch, dass danach der Original-Track durch den berechneten Audio-Track ersetzt wird.

Für fortgeschrittene REAPER-Freunde gibt es sogenannte Subprojekte die dem vorangegangenen Prozedere die Krone aufsetzen. So kann man eine Subprojekt-Datei mit Einfügen wie ein normales Audio-Item in das Masterprojekt laden und zum Editieren mit einem Doppelklick öffnen. Man kann Subprojekte auch beliebig verschachteln. So entstehen neue Workflow-Optionen für Album-Mastering, Filmkomposition, Sounddesign, Drum-Editing und vieles mehr – einfach der digitale REAPER-Wahnsinn.

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...habt Ihr Euch Go2 und B.I.T. schonmal angesehen?
Ja, die Teile sind allererste Sahne – sehr beeindruckend und sehr günstig. Aber ehrlich gesagt kann ich die unglaublich und fast schon "erschlagenden" Möglichkeiten an Sounddesign allein am Blue 2 bis heute noch nicht völlig ausreizen – es sind einfach zu viel.

Gruß
Jolu
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Old 07-22-2019, 08:43 PM   #11
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Moin,

danke für die Tipps Jolu, ich hatte mich da schonmal in der Doku an diesen Themen versucht und war bisher einfach nur zu faul, das mal in praxi nachzuvollziehen (ich lerne am besten durch machen). :-)

Was Blue II angeht: dem ist wirklich so. Wenn man im Leben noch andere Dinge hat (Job, Familie, etc.) bleibt einfach zu wenig Zeit, um sich in solch einen Synth richtig zu versenken. Ich habe vielleicht 10 Synths, die ich gern benutze - und bei den meisten bräuchte ich Monate oder vielleicht sogar Jahre, um ein tieferes Verständnis zu erlangen. Auf der anderen Seite ist so Entdeckerspass für Jahre garantiert :-).
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Gruß,
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Old 07-30-2019, 02:10 AM   #12
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Ich habe - offen gesagt - nie verstanden, warum das Rendern unprofessionell sein soll:
Moin,

einfach wegen der sich ausschließenden Recall-Option. Ein Profi der in der Regel kommerziell arbeitet und auf Kundenwünsche reagieren muss, wird und kann niemals auf die Option einer nachträglichen Änderung verzichten. Von daher kommt eine Arbeitsweise die diverse Änderungen ausschließt für ihn nicht in Frage. Amateure haben es da leichter, sie sind nur sich selbst verpflichtet und können mit ihrer Kreativität tun und lassen was sie wollen – sie reichen zwar nicht an das technische Know-how versierter Toningenieure und schon gar nicht an die Qualität sündteurer Studio-Equipments heran, aber was die kreativen Inhalte von Amateur-Produtionen betrifft, da könnte so mancher "Profi-Produzent" von den Amateuren lernen.

Ein professionelles Studio zeichnet sich besonders durch Kompatibilität und Handling, sowie durch digitale Patching- und Total Recall-Systeme in entsprechenden Digital-Mischpulten aus. Mehrere auf "Recording-Maschinen" getrimmte superschnelle Rechner sorgen dafür, dass heute in einem Projekt die Anzahl, auch von instanzierten Tracks, primär keine Rolle mehr spielt. Auch Effekte wie Hall / Echo und andere digitale Signale, werden von externen DSP-Farmen in höchster Qualität und unabhängig von der CPU versorgt – und gigantische Speicherkapazitäten sind mit SSD und TB auch kein Thema mehr.

Lass uns also weiterhin kreativ die einmalig tollen Actions- und Rendering-Optionen von REAPER nutzen!

Gruß
Jolu
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Old 08-02-2019, 10:59 PM   #13
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Moin,

ich bin noch nie in einem professionellen Studio gewesen und habe nur darüber gelesen (meist mit offenstehendem Mund). Streckenweise liest sich das wie Audio-Editing auf höchstem akademischen Niveau - auf zwei Reglerbewegungen kommen 5 Kilo ausgefeilteste Akustiktheorie. Ich beneide die Leute, die das draufhaben, wirklich. Vor deren Expertise kann ich nur den Hut ziehen.

Auf der anderen Seite will ich einfach nur Spaß mit meinem Equipment haben: andere fahren im Urlaub irgendwohin - ich bin glücklich, wenn ich Synths schrauben kann.
Ob das Ergebnis mehr oder minder professionell ist, ist zweitrangig, die Freude liegt im Tun.

Zurück: ein Studio ist einfach eine andere Liga. Dass da auf Zuruf auch "mal schnell" irgendwas geändert werden muss, dürfte wohl zum Job dazugehören.
Für mich war das Rendern (gern unter Beibehaltung der Midi-Spuren) immer auch ein gutes Mittel zur Selbstdisziplin. Es gibt dann einen Punkt, an dem man sich fragen muss "isses jetzt das, was ich will, oder nicht?" :-)
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Gruß,
SP
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Old 08-03-2019, 07:07 AM   #14
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Für mich war das Rendern (gern unter Beibehaltung der Midi-Spuren) immer auch ein gutes Mittel zur Selbstdisziplin.
Genau so sehe ich das auch – es ist neben aufwendigen Frequenz-Analysen eine ergänzende Methode, sein Gehör zu trainieren ob etwas "fertig" oder "unfertig" klingt. Wenn man darin geübt ist, kann man mit den Rendering-Optionen von REAPER durchaus beachtliche Ergebnisse erzielen.

Zum Beispiel nehme ich grundsätzlich jede Aufnahme mit einem - 6 dB-Pegel auf, um Headroom für zusätzliche Tracks bzw. Instrumente zu schaffen. Bevor ich dann ein MIDI-Item in ein Audio-Item rendere, führe ich immer ein Monitoring mit geringer Lautstärke durch, um die hohen und tiefen Frequenzanteile im Mix in ein optimales Verhältnis zu bringen. Das gleiche mache ich bei relativ hoher Lautstärke. Kommt der auf diese Weise getrimmte Sound im Mix bei - 6 dB ohne "Frequenz-Ausreißer" über die Monitore, sind das gefühlte Glücksmomente – was will man mehr!

Gruß
Jolu
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Old 08-09-2019, 09:54 PM   #15
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… und schon wieder einen First-Class-Tipp bekommen (-6 dB); danke auch dafür.

Nochmal ein Wort zu "fertig":

Im Studium habe ich meine ersten Seminararbeiten noch per Schreibmaschine geschrieben. Das bedeutete handschriftliche Ausarbeitung aus Zetteln, dann Abtippen. Das Tippen war dermaßen unangenehm, dass es wirklich ärgerlich war, hätte mach nach einigen Seiten festgestellt, dass man noch Absätze umstellen muss.
Damit die erste abgetippte Version wirklich fertig war, musste man sich vorher Gedanken machen.
Mit den Textverarbeitern wurde das auf einmal ganz einfach; alles konnte editiert werden, Absätze zu verschieben waren zwei Mausklicks.
In der Folge habe ich dazu geneigt, nicht mehr auf die Argumentationslinie zu achten (konnte ja alles einfach korrigiert werden), sondern einfach nur Text eingetastet. Konsequenz: die Qualität meiner Texte ließ merklich nach.
Ich habe mir dann maximal drei Phasen als Limit gesetzt: Textsammlung, Überarbeitung, Endkorrektur.

Wenn ich "früher" Musik aufgenommen habe, musste die "fertig" sein. Jeder Verspieler bedeutete "nochma von vonnäää...", man hat sich zusammengerissen.
Mit den DAWs, gerade wenn man per Midi VSTis ansteuert, wird auch das einfacher: verhauen? Egal, kann man hinterher klötzchenschiebend korrigieren.
Mit dem Rendern muss ich mir vorher Gedanken machen, was wie wo zusammenklingen soll, und auch hier habe ich das Gefühl, dass dies der Qualität förderlich ist.
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Gruß,
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Old 08-10-2019, 09:32 AM   #16
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Moin,

nun ja, man sollte nicht vergessen, dass das "Fertigsein" neben den objektiven technischen Faktoren auch ein individueller und subjektiver Faktor ist. Jedes "fertige" Ergebnis vermittelt zugleich auch das technische und musikalische Know-how sowie die nicht zu unterschätzende Präferenz des Produzenten.

Oft empfehlen Profis den Amateuren sich als Referenz technisch gutgemachte Pop-Produktionen anzuhören, um ein Gefühl zu entwickeln, wie sich "fertige" professionelle Aufnahmen anhören. Das kann sehr hilfreich sein für die eigenen nach Meisterschaft strebenden "Unfertigkeiten".

Ich mache dies sehr oft z.B. bei der Bass- und Guitar-Beurteilung – wie laut, dünn oder gesättigt dröhnt z.B. der Bass bei dem Referenzstück durch meine Monitore – und wie mickrig outet sich im Vergleich mein scheinbar "fertiges" Machwerk. Doch genau diese Methode schärft neben dem technischen Verständnis, ungemein den Gehörsinn wie "fertiges" sich anzuhören hat.

Gerade bei tiefen Bass-Frequenzen macht das erwähnte Abhören bei geringer Lautstärke oft einen Sinn. Anders gesagt: Ist bei ca. – 40 dB der Bass im Mix bei gleichbleibender Verstärkereinstellung noch deutlich zu hören, ist er als Wohnzimmerlautstärke definitiv zu dominant.

Bei Hörgeschädigten ist diese Methode allerdings zu vermeiden – ich habe "fertig"!

Gruß
Jolu

Last edited by Jolu; 08-10-2019 at 10:46 AM. Reason: Schreibfehler
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Old 08-10-2019, 11:09 PM   #17
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Mooooment: ich meinte allein das Einspielen eines Tracks via Midi, und nicht akustische Instrumente, Effekte oder gar das Mischen. Entschuldige bitte, dass ich Dich da wohl falsch verstanden habe.

Isch abbe niemals fertisch :-)
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Gruß,
SP
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Old 08-11-2019, 06:04 AM   #18
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Originally Posted by SanguineaProject View Post
Mooooment: ich meinte allein das Einspielen eines Tracks via Midi, und nicht akustische Instrumente...
Mooooooooment: Wenn ich mich nicht täusche, geht es doch darum, ob man anstatt viele Synth-Instanzen anzulegen, die entsprechenden MIDI-Items in "fetische" Audio-Items tranformiert, oder? Die Abhör-Kriterien für die "disziplinierte Qualitätssicherung" sind doch dieselben, das heißt, wenn ein MIDI-Item in den tiefen Frequenzen dröhnt wie ein Truck mit aktivierter Motorbremse, dann tönt das daraus gewonnene Audio-Item in der Regel ebenso – dabei spielt es keine Rolle ob es sich um akustische Instrumente oder um MIDI-Instrumente aus dem Synth handelt.

Du willst ja ein so gut wie "fetisches" Audio-Item generieren, das man nach Möglichkeit nicht mehr nachbearbeiten muss und das sich mit den anderen "fetischen" Audio-Items ohne signifikante Frequenzsprünge oder sonstige Artefakte einfügen lässt – schönen Sonntag noch.

Gruß
Jolu
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Old 08-11-2019, 08:59 PM   #19
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Moin Jolu,
… dann haben wir beide scheinbar unterschiedliche Workflows?

Ich spiele die VSTIs erstmal blank ein, ohne Effekte oder Gedöns. Die Nachbearbeitung z.B. mit EQs mache ich erst, wenn ich die Summe habe; mit der Bearbeitung einzelner Spuren habe ich blöde Erfahrungen gemacht, weil oftmals die Summe dann doch nicht recht zusammenpasst.
Also sauberes Einspielen (unschöne Teile möglichst schon im VSTI beseitigen), dann rendern, dann nachbearbeiten.

Oder bin ich da komplett auf dem Woodway? :-)
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Gruß,
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Old 08-12-2019, 10:07 AM   #20
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Originally Posted by SanguineaProject View Post
… dann haben wir beide scheinbar unterschiedliche Workflows?
Das kann schon sein – nein, das muss so sein, schließlich sind wir ja keine geklonte oder eineiige Individuen, oder? Ich denke, dass wir da nicht gravierend auseinanderliegen. Im Prinzip läuft es bei mir ähnlich ab, außer was Du "Notfall" nennst bei mir die Regel ist.

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Originally Posted by SanguineaProject View Post
Oder bin ich da komplett auf dem Woodway? :-)
Ich finde "Woodway" völlig danebengeparkt – vielmehr würde ich von einer "Empirical cognition" sprechen.

Gruß
Jolu
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Old 08-16-2019, 10:27 PM   #21
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Moin,

nach allem, was ich bisher in Foren gelesen habe, hat wohl doch jeder andere Vorgehensweisen.

Wer mit "echten" Instrumenten arbeitet, darf sich nicht verspielen - ich muss nur einige Klötzchen im Midi-Editor zurechtrücken.
Probleme mit dem Raum oder dem Mic-Setup kenne ich nicht.
Wer Gesang aufnimmt, muss sich vielleicht um De-Essing oder De-Hissing Gedanken machen. Entfällt bei mir auch.

Ich habe den Eindruck, das DAWs auf so vielfältige Weise genutzt werden, wie es Einsatzmöglichkeiten gibt. Und das bedeutet für mich auch, dass ich trotz allen Bemühens immer auf dem Woodway sein kann. -> Man kann eigentlich nur dazulernen.

Beispiel Dein -6dB-Tipp: ich spiele nach Möglichkeit einigermaßen leise und trocken ein, aber nur, weil ich es in den Ohren als angenehm empfinde. Gedanken habe ich mir dazu nie groß gemacht. Dein Satz "...nehme ich grundsätzlich jede Aufnahme mit einem - 6 dB-Pegel auf, um Headroom für zusätzliche Tracks bzw. Instrumente zu schaffen..." hat es imho auf einen klaren Punkt gebracht. Kurz drüber nachgedacht -> "Recht hatter".
Würde ich mit mehr Wumms einspielen, hätte mich dieser Satz wahrscheinlich zu heftigerem Nachdenken und zu einer Änderung meiner Arbeitsweise geführt.
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Gruß,
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Last edited by SanguineaProject; 08-19-2019 at 11:48 AM.
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Old 08-19-2019, 09:14 AM   #22
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Originally Posted by SanguineaProject View Post

...weil ich es in den Ohren als angenehm empfinde.
Genau das ist es, was ich unter "Abhör-Kriterien" meinte – nicht nur was den technischen Aspekt "laut / leise" betrifft, sondern ebenso denjenigen Anteil analysiert, der den "Sound" des Songs maßgeblich bestimmt, denn egal ob mit "echten" Instrumenten oder mit Synth-Presets eingespielt wurde, jedes Instrument verändert durch Lautstärkemanipulation seinen spezifischen Klangcharakter.

Was bei gediegener Lautstärke noch wunderbar angenehm daherkommt, kann sich bei lautem oder leisem Abhören als ausgewachsene Sound-Katastrophe outen. Ein Hör-Erlebnis als angenehm zu empfinden, bezieht sich zumeist auf die kompositorische Struktur (Rhythmik, Harmonik, Dynamik) und ganz besonders auf die "Soundqualität" – aber genug der Abschweifung – mein notorischer Sound-Fetischismus ist wieder eine andere Geschichte.

Jedenfalls freut es mich, dass Du mit dem -6dB-Tipp etwas anfangen kannst.

Gruß
Jolu
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