Hallo VERhoert,
ein weites differenziertes Feld das du hier ansprichst. Ich kann natürlich nur sagen wie ich es gemacht habe. Meine Arbeitsweise erhebt also nicht den Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
In der Regel erzeugt man die Tiefe eines Schallereignisses, z.B. eine Stimme, mit einem unterschiedlichen Anteil der Raumsimulation im Stereofeld.
Jedes Reverb-Plugin hat einen "Wet und Dry-Mixregler". Der Wet-Regler steht für den reinen Effektanteil, der Dry-Regler für das trockene Originalssignal der Stimme. Je mehr der Dry-Regler zurückgenommen wird, um so mehr entsteht der Eindruck, dass die Stimme sich von der Aufnahmequelle (Mikrofon) entfernt oder umgekehrt bei Verstärkung des Dry-Signals und gleichzeitiger Absenkung des Wet-Signals die Stimme sich wieder der Aufnahmequelle annähert. Eine Zunahme des Wet-Signals verstärkt also den simulierten Eindruck und den Grad der Tiefe.
Das Mischverhältnis der Regler richtet sich jedoch nach dem jeweiligen Anwendungszweck. Das ganze kann REAPER auch automatisieren, indem jeweils die Werte der Parameter Wet und Dry entgegengesetzt zueinander ablaufen bzw. sich kreuzen – d.h. Wet wird kleiner wenn Try größer wird und umgekehrt. Dabei sollte man beachten, dass der Wet-Anteil sowie die Lautstärke bei einem niedrigen Try-Anteil nicht zu groß wird und diesen womöglich im überdimensionierten Raum hoffnungslos ersäuft. Außerdem sei noch erwähnt, dass auch ein automatisierter Übergang von Stereo nach Mono den Entfernungseffekt in der Tiefenstaffelung außerordentlich verstärken kann, da Stereo den Raumanteil deutlich betont, während Mono mehr punktuell wie ein Megaphon wahrgenommen wird – die Mischung machts.
Stimmen "unter freiem Himmel" gestaltet sich da schon wesentlich schwieriger, da die Resonanz eines Raumes von den eventuellen Reflexionen diverser Hauswände oder ähnlicher Objekte ersetzt werden muss. Ich denke "Impulsantworten" eignen sich mehr bei geschlossenen Räumen –. zum Beispiel der Sound eines dumpf-muffigen Innenraumes eines Autos, dessen Authentizität zumeist durch den "Nahbesprechungseffekt" plus Motorgeräusch erzielt werden kann. Wenn man die tiefen Frequenzanteile der Stimme etwas absenkt, so dass sie weniger Durchsetzungsenergie bekommt, sowie Hintergrundgeräusche wie Straßenlärm, Wind usw. dazumischt, ist die Illusion perfekt.
Wie schon erwähnt: Das Spiel mit den genannten Parametern bzw. das "richtige" Mischverhältnis ist der Weg zum Erfolg.
Vielleicht hilft Dir das weiter.
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Gruß
Jolu
Last edited by Jolu; 01-04-2022 at 08:16 AM.
Reason: Ergänzung
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